BOGDAN P. ONAC – PROFESSOR FÜR KARSTGEOLOGIE UND PALÄOKLIMATOLOGIE AN DER SOUTH FLORIDA-UNIVERSITÄT (USF), GASTFORSCHER AM INSTITUT FÜR SPELÄOLOGIE “EMIL RACOVIȚĂ” KLAUSENBURG UND GASTDOZENT DES GEOLOGIE-DEPARTMENTS DER BBU

Frage Daniel David: Stellen Sie sich bitte kurz vor.

Antwort: Ich bin Bogdan P. Onac, Professor für Karstgeologie und Paläoklimatologie an der South Florida-Universität (USF), Gastforscher am Institut für Speläologie “Emil Racoviță” in Klausenburg und Gastdozent des Geologie-Departments der BBU.

Ich habe die Fakultät für Biologie-Geografie-Geologie, Fachrichtung Geologisches Ingenieurwesen an der BBU im Jahr 1987 absolviert und bei derselben Einrichtung 1996 promoviert.

Meine wichtigsten Forschungsbereiche sind die Rekonstruktionen im paläoklimatischen Bereich sowie der Paläoumwelt aufgrund der Ablagerungen in Höhlen (Höhlensinter, Guano, Eis), sowie die mineralogische, geochemische und isotopische Untersuchung verschiedener Materialien.

Frage Daniel David: Bitte beschreiben Sie die akademische Leistung, die den Anlass dieses Interwievs darstellt.

Antwort: Am 10. Oktober 2019 veröffentlichte die Zeitschrift Nature die Studie: Constraints on global mean sea level during Pliocene warmth, unter deren Autoren sich auch zwei Absolvent/innen der BBU befinden. Hauptautorin ist Oana Dumitru, Absolventin der Fakultät für Chemie und der Fakultät für Umweltwissenschaften und Umweltingenieurwesen, gegenwärtig Doktorandin an der USF sowie der Unterfertigte als korrespondierender Autor. Die Untersuchung wurde auf eine Art von Höhlensintern (Stalagmiten, Stalaktiten usw.) mit einer eindeutigen Morphologie vorgenommen, welche sich nur in Höhlen bilden, welche weniger als 100 Meter von der Mittelmeerküste entfernt sind. Wegen dieser Lage wurden diese Höhlen in der Vergangenheit bei jedem Anstieg des Meeresspiegels überschwemmt. Wenn das Wasser auf einem bestimmten Niveau mindestens ein Paar Jahrhunderte lang stagniert hat, bewirkte dies die Bildung von Karbonatkragen auf verschiedenen Höhen rund um die überschwemmten Meeressinter sowie auf den Wänden der Höhlen. Für unsere Untersuchung haben wir 6 solche Meeressinter aus einer Höhle im Nordosten der Insel Mallorca (Spanien) gesammelt, von einer Höhe zwischen 22 und 32 Meter über den gegenwärtigen Meeresspiegel. Durch radiometrische Messungen mit der Uran-Blei-Methode im Labor der New Mexico-Universität (USA) haben wir ein Alter zwischen 4,4 und 3,3 Millionen Jahre (MJ) gemessen.

Eines der relevantesten Fundstücke hat ein Alter von 3,3 Millionen Jahren und hat sich in einem Zeitraum gebildet, welcher für die wissenschaftliche Gemeinschaft sehr wichtig ist. Warum? Weil zwischen ~3.3 und ~3 MJ die Rekonstruktionen deuten lassen dass es 2-3ºC wärmer war als jetzt, bei einem ähnlichen CO2-Gehalt in der Atmosphäre. Deshalb wird diese Zeitspanne als Analogie verwendet um die zukünftige Steigung des Meeresspiegels unter den Bedingungen der Klimaerwärmung unseres Planeten verstehen und vorhersagen zu können.

Für dieses klimatische Szenario zeigen unsere Ergebnisse einen Meeresspiegel, der 16 m höher ist als in der Gegenwart. Ein anderer wichtiger Befund, der von unserem Team untersucht wurde, stammt aus einer Zeitspanne mit einem wärmeren Klima (~4ºC wärmer als heute) für welche unsere Studie einen 23 Meter höheren Meeresspiegel im Vergleich zum heutigen Stand zeigt. Aufgrund der Präzision unserer Ergebnisse sind unsere Schätzungen bezüglich der Amplitude der Fluktuation des Ozeanniveaus besser eingeordnet und bilden einen wichtigen Fortschritt im Bereich dieser Untersuchungen.

Unsere Daten zeigen eine erhöhte Empfindlichkeit der Eisschelfs und der Gebirgsgletscher auf die Erwärmung, und die in der Nature veröffentlichten Ergebnisse werden somit für die zukünftigen Untersuchungen zur Stabilität des Eisschelfs behilflich sein. So werden diese zu einer besseren Kenntnis der Reaktionen der Kriosphäre auf ein wärmeres Klima beitragen und richtigere Vorhersagen betreffend zukünftige Tendenzen des Anstiegs des Meeresspiegels ermöglichen.

Frage Daniel David: Welche sind Ihre akademische Zukunftspläne?

Antwort: Ich werde weiterhin die wissenschaftliche Untersuchung der Mineralressourcen (Höhlensinter) in den Strandhöhlen auf Mallorca, Sardinien und Kuba untersuchen, wo ein unglaubliches Potential für die Erforschung der Schwankungen des Meeresspiegels in der Vergangenheit vorhanden ist. Gleichweise, nach einer erfolgreichen Serie von klimatischen- und Umweltrekonstruktionen mithilfe stabiler Kohlenstoffisotopen der Guano-Ablagerungen in Höhlen aus Rumänien ist die Zeit reif für die Ausbreitung dieser Forschungen auch auf andere Höhlen in Europa und der USA. Bei den letzteren Studien habe ich mit Dr. Ferenc Forray vom Geologie-Department zusammengearbeitet, welcher einen Großteil der Isotopenmessungen im Labor für Isotopengeochemie der BBU unternommen hat.

Frage Daniel David: Warum BBU?

Antwort: Ich habe mich als Geologe an der BBU gebildet, habe an der BBU promoviert und lehrte hier zwischen 1996 und 2011, weshalb ich die aktive Zusammenarbeit mit den ehemaligen Kolleg/innen der Alma Mater Napocensis aufrechtzuerhalten versuche.

Frage Daniel David: Haben Sie eine Botschaft an die Gemeinschaft der BBU?

Antwort: Obwohl meiner Meinung nach die BBU die beste Universität Rumäniens ist, glaube ich dass ihr maximales Potential noch nicht erreicht wurde. Ich weiß dass die wirtschaftliche Lage in Rumänien nicht die günstigste ist, glaube aber fest daran dass die wissenschaftliche Forschung über unglaubliche menschliche und analytische Ressourcen verfügt, welche unter Umständen einer guten Motivierung und Verwendung die BBU auf die begehrte Liste der besten 500 Universitäten weltweit bringen könnten.

Link zur akademischen Webseite:

http://bonac.myweb.usf.edu/BogdanOnac/Home.html