
Eine jüngst fertiggestellte Studie der Forschenden der Babeș-Bolyai-Universität Klausenburg (BBU) und des Wigner-Instituts für Physik aus Budapest lanciert ein neues Konzept in der interdisziplinären Forschung und Fachliteratur (T.S. Biró and Z. Neda, Gintropy: Gini Index based generalization of Entropy, Entropy, vol. 22, 879 (2020)).
Die Studie, erstellt im Rahmen eines Forschungsprojekts der BBU, koordiniert vom Univ.-Prof. Dr. Daniel David mit dem Thema „Verstehen und Modellierung der Raum-Zeit-Strukturen der Ungleichheiten und Polarisierung in Beziehung zu den psychologischen Charakteristika” führt eine neue Größe im Bereich der Komplexität namens Gintropy in die Fachliteratur ein, die sich an der Schnittstelle zwischen den Naturwissenschaften und der Sozial- und Humanwissenschaften befindet.
Die Studie des Prof. Dr. Tamás Biró (Wagner-Institut für Physik in Budapest) und Prof. Dr. Zoltán Néda (Fakultät für Physik der BBU) geht von einem wohlbekannten Maßeinheit der sozial-wirtschaftlichen Inegalität aus – der Gini-Koeffizient – welcher die durchschnittlichen Unterschiede zwischen dem Vermögen (Einkommen) der Personen in Bezug zu dem Durchschnittsvermögen der Gesellschaft misst. Infolge mathematischer Berechnungen und der Untersuchung häufiger vorkommenden Distributionen in verschiedenen Gesellschaftssystemen veranschaulichen die Verfasser die Art und Weise auf welcher zwei grundlegende Maßeinheiten der Beschreibung physischer bzw. psycho-sozial-wirtschaftlicher Systeme, nämlich die Entropie bzw. der Gini-Koeffizient durch das neue Konzept der Gintropie vereinigt werden können.
Der Leiter des Forschungsprojekts, Univ.-Prof. Dr. Daniel David zeigt, dass „dieses komplexes Forschungsprojekt weist eine grundlegende interdisziplinäre Natur auf, und läuft bis 2022. Jenseits der praktischen Implikationen des Projekt, die für das Verstehen und die Modellierung der Raum-Zeit-Strukturen der Ungleichheiten und der Polarisierung mit Bezug zu den psychologischen Charakteristika in Rumänien relevant ist, werden viele der Ergebnisse in innovativen, konzeptuellen und/oder methodologischen Modellen mit allgemeiner Relevanz zusammengefasst werden. Diese Studie der Kollegen Bíró und Néda ist solch ein interessantes und vielversprechendes Erstergebnis im Rahmen des komplexeren Projekts”
Die theoretischen Modelle und Methoden der Naturwissenschaften (z.B. der Physik) werden auch in einem grundlegend interdisziplinären Umfeld für die Beschreibung psycho-sozio-ökonomischer Vorgänge eingesetzt und fördern die Entwicklung moderner Forschungsbereiche wie die Ökono-Physik oder Sozio-Physik. In diesem Kontext wird das Konzept der Entropie, benutzt in der Thermodynamik für die Beschreibung der Ordnungsgrade eines Systems, manchmal (häufig mit einigen Anpassungen) auch in den Sozialwissenschaften in der Beschreibung der Komplexitätsstufe eines Systems oder sogar für die Charakterisierung der Ungleichheiten in einem sozial-ökonomischen System verwendet. Im Fall vieler psycho-sozio-ökonomischer Systeme welche von speziellen Distributionen gekennzeichnet sind, ist aber diese Verwendung nicht entsprechend und so stellt sich das Problem der Findung einer noch generelleren Methode für eine richtige Formel der Entropie in diesem Kontext. Gintropy ist eine mögliche Lösung für dieses Problem.