Ioana-Alina Cristea – Wissenschaftliche Mitarbeiterin und Dozentin beim Department für klinische Psychologie und Psychotherapie, Fakultät für Psychologie und Erziehungswissenschaften, Babeș-Bolyai-Universität

IMG_7769-295x300[1]1. Frage/Question Daniel David (DD):

Stellen Sie sich bitte vor! (Providing a brief introduction of the featured leading BBU scientist)

Antwort/Answer:

Mein Name ist Ioana-Alina Cristea, Dozentin beim Department für klinische Psychologie und Psychotherapie, Fakultät für Psychologie und Erziehungswissenschaften, Babeș-Bolyai-Universität. Ich habe Psychologie studiert, anschließend ein Masterstudium in klinische Psychologie, Psychologisches Counseling und Psychotherapie, beide an der BBU. Später, im Jahr 2012, habe ich die Promotionsschule “Psychodiagnostik und wissenschaftlich anerkannte psychologische Eingriffe” (unter der Leitung des Prof. Daniel David) absolviert. Meine wissenschaftliche Tätigkeit hat sich auf die Umsetzung des Paradigma der „evidence-based medicine” (beweisbasierte Medizin) fokussiert, mit der Betonung sowohl der Beweise hinsichtlich der Effektivität psychotherapeutischer Eingriffe durch die Erzeugung von wissenschaftlich relevanten Ergebnisse, als auch der empirischen Unterstützung der Mechanismen welche diesen therapeutischen Änderungen zugrunde liegen können. Dieses ist eigentlich eines der Hauptthemen der Forschungstätigkeit der Klausenburger Schule der klinischen Psychologie und Psychotherapie (sowohl an der Promotionsschule, als auch des Departments für klinische Psychologie und Psychotherapie, hauptsächlich des Internationalen Instituts für Erforschung der höheren Psychotherapie und angewandte mentale Gesundheit). Mein Ansatz war ein kritischer und die meisten meiner Studien haben systemische Probleme und Verzerrungen hervorgehoben, welche potentiell die berichteten Ergebnisse maßgeblich verändern können. In den letzten Jahren habe ich meine wissenschaftliche Tätigkeit auf den Bereich der “Meta-Forschung” (Erforschung der Forschung) erweitert, welche einen perspektivischen Blick über die Art und Weise ermöglicht, in welcher eine Forschung geplant, geleitet, verwendet und über dieselbe berichtet wird – im Allgemeinen, durch die Untersuchung der wiederkehrenden Verzerrungen, methodologischen und systemischen Fehlern, der äußeren Faktoren (z.B. die Rolle eines Sponsors), welche einen negativen Einfluss haben können, sowie auf die Auslotung möglicher Lösungen. Auf dieser Forschungsrichtung befinde ich mich gegenwärtig in einem Forschungsaufenthalt an der Stanford-Universität, USA, als Fulbright Visiting Senior Scholar, wo ich mit einem der prominentesten Forschern dieses Bereiches zusammenarbeite, und nämlich mit Prof. John Ioannidis.

My name is Ioana-Alina Cristea and I am Associate Professor at the Department of Clinical Psychology and Psychotherapy, Faculty of Psychology and Educational Sciences, Babes-Bolyai University. I finalized my undergraduate studies in Psychology, followed by a Master in Clinical Psychology, Psychological Counselling and Psychotherapy at the same institution. I subsequently completed my doctoral studies in 2012 in the Doctoral School “Evidence-based psychological evaluation and interventions” (under the scientific coordination of professor, Ph.D. Daniel David). My scientific activity has been focused on implementing the “evidence-based medicine” paradigm in the fields of psychotherapy and clinical psychology, with a concentration on both the evidence supporting the efficacy of psychotherapeutic interventions in producing clinically relevant outcomes, as well as on the empirical support for the mechanisms that could fundament these therapeutic changes. In fact, this is one of the mean research topics of the Doctoral School, as well as of the Department of Clinical Psychology and Psychotherapy, particularly the International Institute for the Advanced Studies of Psychotherapy and Applied Mental Health, concentrating the department’s research activity. My approach has been a critical one and most of my studies have revealed systematic problems and biases susceptible of considerably influencing reported findings. Over the past years, my scientific activity has extended more generally to the field of “meta-research” (research about research), which attempts to give a bird’s eye view over the way in which scientific research is designed, conducted, reported and utilized. It sets to investigate recurrent biases, systematic methodological errors, external factors (e.g., the role of the sponsor) that could have an untoward influence, and it also explores potential solutions. On this direction, I am presently doing a research fellowship as a Fulbright Visiting Senior Scholar at Stanford University, USA, where I am collaborating with one of the most prominent researchers in this field, Professor, Ph.D. John Ioannidis.

 2. Frage/Question DD:

Warum BBU? (Why BBU?)

Antwort/Response:

Meine Zusammenarbeit mit Prof. David geht noch auf die Zeit meines Masterstudiums zurück; ich befand mich damals in einer privilegierten Situation, da meine Forschungsinteressen sich in den Themen der Promotionsschule, des Departments und des Instituts wiederfanden. Die Umgebung war immer eine geistig anregende in welcher ich meine Hauptziele der Forschung verfolgen konnte, in diesen Unterstützung fand, sowie auch sehr wertvolle Inputs, welche mir in der Klarstellung und neue Definierung meiner Ideen behilflich waren. Noch mehr, habe ich die Freiheit gehabt, auch andere akademischen Milieus kennenzulernen, an den Universitäten Pisa und Padova in Italien, und gegenwärtig an der Stanford-Universität in den Vereinigten Staaten. Ich glaube dass die Idee, an der BBU zu bleiben, eine organische war, eine deren die sich von selbst ergeben, durch die Transition vom Studium zur Promotion und später zur Lehrkraft und Mitglied des Departments; ich glaube ich habe mir niemals die Frage “warum?” gestellt. Aus der Hinsicht des Fortschreitens in der Karriere glaube ich dass ich eine sehr privilegierte Position genossen habe, da ich immer gleich, korrekt, transparent behandelt wurde und durch allen Ressourcen unterstützt wurde, welche mir das Department bieten konnte.

I started working with professor, Ph.D. David over my masteral studies and I was in the priviledged situation of encountering my research interests in the topics of interest for the doctoral school, department and institute. The environment was permanently intelectually stimulating and I could pursue my research interests, while at the same time benefiting from support and valuable input, which helped me clarify and redefine ideas. Moreover, I had the freedom to explore other academic environments, by having various research fellowships during my doctoral studies and after, at the universities of Pisa and Padova, both in Italy, and presently at Stanford University, the USA. The notion of remaining in BBU was I think an organic process, one of those things that came naturally alongside my transition from student to Ph.D. student and then academic staff and member of the department, and I really never questioned why. From the point of view of career promotion, I also believe I had a very privileged position, having always benefited from an equitable, correct, and transparent treatment, as well as support and all the resources the department could offer me.

 3. Frage/Questions DD:

Können Sie kurz die akademische Leitung beschreiben, welche die Grundlage dieses Interviews bildet? (A brief presentation of the academic achievement)?

Antwort/Response:

Ich habe jüngst (im Februar und März 2017) als Hauptautorin (Haupt- und korrespondierende Autorin) zwei Artikeln in wissenschaftlichen Zeitschriften des Top 3 des Web of Science in den Bereichen Psychologie und Psychiatrie veröffentlicht. Der erste ist ein Beitrag in der Zeitschrift Psychological Bulletin, die zweitplatzierte nach dem Impact-Faktor (14.83) im Bereich der Psychologie: Cristea, I.A., Stefan, S., Karyotaki, E., David, D., Hollon, S., Cuijpers, P. (2017). The effects of cognitive behavioral therapy are not systematically falling: a revision of Johnsen & Friborg (2015). http://dx.doi.org/10.1037/bul0000062. In diesem Artikel, in Zusammenarbeit mit meinen Kolleg/innen vom Department für klinische Psychologie und Psychotherapie (Doz. Dr. Simona Ștefan und Univ. Prof. Dr. Daniel David), sowie mit Mitarbeiter/innen der VU-Universität, Amsterdam, haben wir eine sehr einflussreiche, debattierte und mediatisierte Meta-Analyse erneut durchgeführt und analysiert, welche eine scheinbare Abnahme der Effektivität der kognitiven Verhaltenstherapie in Fällen der Depression zu beweisen schien. Unsere Forschung hob grundlegende Fehler in die Art und Weise hervor, auf welcher diese Meta-Analyse durchgeführt wurde und hat bewiesen, dass mit deren Berichtigung, die erwähnte Abnahme nicht mehr existierte, so dass diese höchstwahrscheinlich ein zufälliger Ergebnis gewesen ist. Der zweite Artikel war eine Meta-Analyse, welche in der Zeitschrift JAMA Psychiatry (die gewesene Archives of General Psychiatry) publiziert wurde, welche den zweitgrößten Impact-Factor (14,41) im Fachbereich Psychiatrie hat: Cristea, I., Gentili, C., Coteț, C., Palomba, D., Barbui, C., & Cuijpers, P. (2017) Efficacy of psychotherapies for Borderline Personality Disorder: A systematic reviews and meta-analysis 10.1001/jamapsychiatry.2016.4287. Dieser Artikel zählt unter den Autoren auch Kollegen unseres Departments (z.B. die wissenschaftliche Mitarbeiterin Dr. Carmen Cotet) und setzt die Zusammenarbeit mit den Kollegen von den italienischen Universitäten Padova und Verona, und der VU-Universität Amsterdam (Niederlanden) voraus. Diese ist die erste umfassende Meta-Analyse der psychotherapeutischen Eingriffe in den Fällen der Borderline-Persönlichkeitsstörungen und wurde in der Begleitung des Kommentars eines der prominentesten Forschern dieses Bereiches (Prof. Peter Fonagy) publiziert, was nur in den Fällen der sehr relevanten Beiträgen geschieht. Die Ergebnisse haben eine konsistente aber durchaus bescheidene Effizienz der psychotherapeutischen Eingriffe erwiesen. Diese haben aber eine reduzierte Effizienz hauptsächlich in längeren Zeitspannen der Post-Intervention (follow-up) und eine Reihe von methodologischen Problemen in die Art und Weise auf welcher die kontrollierten klinischen Studien durchgeführt wurden, und somit deren Einfluss auf die Ergebnisse, hervorgehoben. Gleichweise haben wir auch interessante Folgen, mit breit angelegten praktischen Anwendungen, im Bereich des Aufbaus der Kontrollgruppe, ergründet, z.B. die Tatsache dass eine Kontrollgruppe welche eine lehrbuchmäßige Behandlung gefolgt hat, dieselben Folgen aufwies als die Patientengruppe welche die spezifische, für diese Störung angewandte, aber experimentelle Behandlung bekommen hat.

I recently published (February and March 2017), as principal author (first and corresponding author) two papers in scientific journals situation in the top 3 in the Web of Science domains of Psychology and, respectively, Psychiatry. The first one is a contribution in Psychological Bulletin, the second journal as impact factor (14.83) in the Psychology domain: Cristea, I.A., Stefan, S., Karyotaki, E., David, D., Hollon, S., Cuijpers, P. (2017). The effects of cognitive behavioral therapy are not systematically falling: a revision of Johnsen & Friborg (2015). In this article, together with colleagues from the Department of Clinical Psychology and Psychotherapy (assist. prof. Simona Stefan and prof. Daniel David), as well collaborators from VU University Amsterdam, we revised and re-analysed a very influential meta-analysis, which had been extremely discussed and publicized and which seemed to demonstrate an apparent decline of the efficacy of cognitive behavioral therapy for depression. Our approach evidenced fundamental errors in the way in which this meta-analysis had been conducted and demonstrated that, following their correction, the evidenced declined no longer existed, being most likely a spurious finding. The second article was a meta-analysis in the journal JAMA Psychiatry (formerly Archives of General Psychiatry), the second as as impact factor (14.41) in the domain Psychiatry: Cristea, I., Gentili, C., Coteț, C., Palomba, D., Barbui, C., & Cuijpers, P. (2017) Efficacy of psychotherapies for Borderline Personality Disorder: A systematic reviews and meta-analysis 10.1001/jamapsychiatry.2016.4287. This paper involved colleagues from the department (Dr. Carmen Cotet), as well as the collaboration with colleagues from the Universities of Padova and Verona, Italy, as well as VU University, Amsterdam, the Netherlands. It represents the first comprehensive meta-analysis on psychotherapeutic interventions for borderline personality. The journal published it accompanied by an editorial comment from one of the most prominent researchers in the field (prof. Peter Fonagy), a treatment reserved for contributions considered highly relevant. Our results showed a consistent but modest efficacy for psychotherapies in general. But they also showed a reduced efficacy at longer time spans post-intervention (follow-up), and underscored a series of methodological problems in the way randomized clinical trials had been conducted, as well as the influence these problems had on outcomes. Moreover, we evidenced interesting and potentially major practically relevant applications related to the structuring of the control group, such as the finding that a control group receiving a manualized treatment had similar effects as the group of pacients receiving the experimental treatment specifically designed for this disorder.

 4. Frage/Question DD:

Welche sind Ihre akademischen Zukunftspläne? (Future academic plans?)

Antwort/Response:

Meine zukünftigen akademischen Pläne umfassen die Erweiterung und Vertiefung der Forschungen im Bereich der Meta-Forschung, mit einer Fokussierung auf die klinische Psychologie und auf die Psychologie im Allgemeinen. Noch präziser will ich meine Forschungen über die kontrollierten klinischen Studien für die Behandlung der mentalen Störungen im Allgemeinen, einschließlich der Psychotherapie und Pharmakotherapie, hauptsächlich hinsichtlich der Probleme in der Planung, Umsetzung und Behandlung der Berichte dieser Studien. In enger Verbindung zu diesen interessieren mich die Untersuchung der Systemstörungen welche von den Studien außerhalb der klinischen Studien induziert werden, wie ihre Förderung durch die Pharmaindustrie oder andere Nichtregierungsorganisationen, oder die Expertise und Interessenkonflikte der Personen welche diese Studien leiten. Andere damit verbundene Bereiche betreffen die Verwendung von neueren meta-analytischen Techniken (meta-Analyse der Daten individueller Patient/innen) für die Überprüfung der Personalisierung der Behandlungen der mentalen Störungen. Ich habe auch eine Förderung für “junge Forschungsteams”, in Verbindung mit der Anwendung dieser Techniken für Depression und habe ein ähnliches Projekt auch für die Erforschung der Angststörungen beantragt.

In der Zeitspanne als Fulbright Visiting Scholar habe ich mehrere Projekte in der Meta-Forschung angefangen, welche sich in mehreren Stadien der Umsetzung befinden. Diese betreffen sowohl die kontrollierten klinischen Studien im Bereich der mentalen Gesundheit, z.B. ein Projekt im Bereich der Integrität der Berichterstattung der Ergebnisse der Metaanalysen über die Psychopharmaka, sowie in dem breiteren Bereich der möglichen kausalen Zusammenhängen der mentalen Störungen und die möglichen Mechanismen der Änderung der jeweiligen Behandlungen. Gleichzeitig würde ich auch das internationale Kooperationsnetzwerk stärken und erweitern und den Einflussgrad meiner Forschungen steigern, auf der breiteren Ebene der EU und diese auch dem nichtspezialisierten Publikum zugänglich zu machen. Auf einer praktischen Ebene würde ich noch ein ERC Starting Grant beantragen, diesmal mit der Babeș-Bolyai-Universität, da aufgrund der Bemühungen hauptsächlich an unserer Universität, für Rumänien eine Ausnahme gemacht wurde, welche die Umsetzung solch einer Vorhabens genauso wie an einer anderen europäischen Universität ermöglicht.

 

My future academic plans envisage the extension and deepening of my studies in the field of meta-research, with a predominant focus on clinical psychology and psychology in general. More precisely, I intend to extend my research on randomized controlled trials for the treatment of mental disorders in general, including both psychotherapy and pharmacotherapy, and specifically the problems in the design, implementation and reporting of these studies. In strong connection to this, I am interested in investigating the systematic biases induced by factors extraneous to clinical studies, such as sponsorship from the pharmaceutical industry or other for-profit entities, or the expertise and conflicts of interes of the individuals conducting these studies. Other related interests encompass the use of recent meta-analytical techniques (individual patient data meta-analysis) to explore the possibility of personalizing mental health treatment. I am presently coordinating a Young Research Teams grant employing this technique for depression and I have submitted a similar application for anxiety disorders.

Over the period of my Fulbright Visiting Scholar grant at Stanford University, I have embarked on several meta-research projects, presently in different stages of progression. These concentrate on randomized clinical trials in the field of mental health, such as for instance a project related to the integrity of reporting meta-analyses of anti-psychotic drugs. Another project involves the larger field of possible ethiological mechanisms of mental disorders and, connected to these, the possible mechanisms of change underlying their treatments. Also, I would like to strengthen and extend my network of international collaborations and to increase the more general impact of my research, at a larger community level, beyond the specialized public of scientific journals. On a practical level, I would like to take up my application for an ERC Starting Grant, this time with Babes-Bolyai University, since due to sustained efforts particularly stemming from our University, Romania has been granted an exception that affords organizing the application and the eventual implementation of the grant in the same way as in any European university.

 5. Frage/Question DD:

Eine kurze Botschaft an die akademische Gemeinde der BBU? (A short message to the BBU academic community?)

Antwort/Response:

Ich glaube dass die Integrität und der kritische Geist die wichtigsten Werte für einen Wissenschaftler sind und ich hoffe dass mit der Zeit diese die Gemeinschaft der BBU kennzeichnen werden, natürlich zusammen mit den Zielsetzungen der Exzellenz-Initiative. Ich hoffe auch dass das Modell der Beförderung und Zusammenarbeit, welches ich im Rahmen der Promotionsschule und beim Department kennengelernt habe, für die BBU üblich sind.

I believe integrity and a critical spirit are the most important values for a researcher and I hope these will in time be the mark of the BBU community, alongside with the objectives related to excellence. Moreover, I hope that the promotion and collaboration model I benefited from in the doctoral school and department will become the common one in BBU.

 

Webseiten:

http://clinicalpsychology.psiedu.ubbcluj.ro/membrii-si-colaboratori/ioana-cristea/

https://www.researchgate.net/profile/Ioana_Cristea